Was Kinder- und Jugendheime in unserer Region beschäftigt

Kurzinterview zur aktuellen Situation der Kinder- und Jugendheime in Basel und Baselland mit Uli Hammler, Direktor Bürgerliches Waisenhaus Basel und Daniel Sturm, Geschäftsführer Verein Sommerau, beide sind ebenfalls Vorstandsmitglieder des SUbB.

Was Kinder- und Jugendheime in unserer Region beschäftigt
Was sind die aktuellen Herausforderungen für die Kinder- und Jugendheime in Baselland?

Daniel Sturm: Im Kanton Baselland stehen Veränderungen im Markt an. Ab 2022 werden vom Kanton ambulante Leistungen in den Auftrag gegeben und finanziert. Dies sehen die Heime auch als Chance, da wir Neues in einem anderem Marktsegment anbieten können. Es zeichnet sich noch nicht ab, was für Auswirkungen diese Flexibilisierung und Angebotserweiterung auf die gesamte Branche haben wird.

Was meinen Sie genau mit Chance?

D.S.: Der Verein Sommerau schafft zum Beispiel ein neues teilstationäres Angebot, bei dem die Kinder und Jugendlichen – je nach Bedarf – individuell festzulegende Nächte im Heim übernachten können. Je nach Situation kann die Anzahl der Übernachtungen flexibel angepasst werden, ganz zum Wohl der Kinder und der Familie. Was diese neue Flexibilität für die Wohngruppe konkret bedeutet, werden wir im Rahmen des Pilotprojekts herausfinden.

Uli Hammler: Teilstationäres Wohnen wird auch vom Kanton Basel gewünscht. Was das aber für Herausforderungen für die Fachlichkeit birgt, da haben auch wir unsere Fragezeichen – vor allem bei der Beziehungskonstanz der Betreuungspersonen und der Elternzusammenarbeit.

Was beschäftigt die Heimlandschaft in Basel?

U.H.: Wir verzeichnen zurzeit eine grosse Nachfrage an Heim-Plätzen bei Jugendlichen. Die Behörden sind zunehmend überfordert, da es zu wenig Plätze im Kanton gibt. Ob diese gesteigerte Nachfrage mit der Corona-Krise zusammenhängt, können wir vermuten, aber nicht mit Sicherheit sagen.

D.S.: Das ist interessant. Bei uns gibt es – neben der Nachfrage nach stationären Plätzen – einen regen Bedarf für Tagessonderschulangebote, vor allem auch bei Kindern im Vorschul- und Primarschulalter. Es scheint, dass es vermehrt Kinder gibt, die mit besonderen Herausforderungen kämpfen bzw. besondere Bedürfnisse haben.

U.H: Eine weitere Herausforderung ist für uns die personelle Suche nach ausgebildeten Sozialpädagog:innen, die sich im stationären Kontext einbringen möchten. Oft ist es so, dass diejenigen Personen, die wir gewinnen können, nicht lange bleiben und dann zum Beispiel zu den Behörden wechseln. Die Heimtätigkeit wird oft als berufliches Sprungbrett gesehen.

Was wünschen Sie sich für die Heimbranche inZukunft?

U.H: Wir wünschen uns, dass der Kanton mit uns zusammenarbeitet und im Gespräch bleibt. Im Sinne von Good Governance möchten wir gemeinsam die Bedarfsplanung erarbeiten, damit wir ein gutes Angebot für die betroffenen Kindern und Jugendlichen schaffen. Es geht um die Frage: Was braucht es in Zukunft?

D.S.: Da stimme ich voll und ganz zu. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Kanton, ein gemeinsames «am gleichen Strick ziehen», zum Wohle der Betroffenen, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Zudem kann die überkantonale Gesamtsicht auf den Sozialraum Nordwestschweiz noch vermehrt gestärkt werden.

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Erich Oberholzer

Erich Oberholzer

Geschäftsführer